Aktuelle Seite: Startseite > Geschichte > Kulturgeschichte > 2016 > Wie läuft es mit den Syrern in Klink?
Noch im November liefen einige mit Flip-Flops auf der Straße. Auch in den Wohnungen fehlten viele Dinge. So gab es für jeweils 6 - 8 Personen in einer Wohnung nur kleine Kochtöpfe. Worin Nudeln oder Reis kochen? Keine Küchenmesser, Brettchen, Teekanne, Wasserkocher, Toaster. Vieles ist gespendet worden. Auch von den Firmen Kocik, famila, schaper, dän. Bettenlager, hagebau, Hammer, Burau u. Hinrichs, Warener Familien und natürlich von vielen Klinkern. Für diese Hilfe möchten sich alle Syrer und auch wir freiwilligen Unterstützer herzlich bedanken. Nun sind alle gut ausgerüstet um die ungewohnte Kälte, Eis und Schnee zu erleben. Die zugefrorene Müritz hat sie besonders begeistert. Voller Spaß und Freude haben sie sich auf den Bauch gelegt und sich mit Schwimmbewegungen fotografiert. Sonnenschein und Frost empfinden auch sie als schönes Wetter. Die ersten Schneemänner riefen - vor allem bei den Kindern - Begeisterung hervor.
Natürlich ist noch vieles mehr anders als zu Hause. Was soll alles in den gelben Sack? Ach, Pfandflaschen gehören da nicht hinein? Und für Papier gibt es auch eine extra Tüte? Und gebrauchtes Öl darf nicht in den Ausguss? Geraucht wird nur auf dem Balkon? Lüften darf man nicht in den Flur, damit sich die Nachbarn nicht über den Geruch der orientalischen Gewürze beschweren! Auch bei Minusgraden Fenster auf und Heizung aus! Und dann die ganzen Frauenarbeiten! Reinigen der Straße, Kehren und Wischen im Hausflur - in der Wohnung sowieso. Wäsche, Mülleimer, Herd putzen. Ein hoffnungsvoller Blick der Jugendlichen auf die nette Betreuerin, vielleicht macht sie das ja - wie zu Hause Mutter und Schwester? Doch energisches Kopfschütteln und die Worte „Willkommen in Deutschland, hier herrscht Gleichberechtigung!“ Aber auch für die Nachbarn ist vieles anders. Plötzlich sind in der leeren Wohnung laute Männerstimmen, Fußgetrappel, Stühle schieben auf dem blanken Boden. Teppiche würden Abhilfe schaffen. Auch hier wieder Spenden und die Anwohner haben wieder mehr Ruhe. Nette Gesten der Neuen, wie den Frauen Einkaufstaschen oder Wasserkästen nach oben tragen, werden gerne gesehen und honoriert.
Seit einiger Zeit nehmen die Syrer am Deutschkurs in der Volkshochschule in Waren teil. Doch was macht der Vater mit den zwei kleinen Kindern? Im Kindergarten gibt es eine Warteliste. Die Lösung für ihn findet sich in der Europäischen Akademie. Dort werden neben dem Kurs die Kinder betreut. Also jeden Morgen mit dem Bus bis Eldenholz und dann bei minus 12 Grad oder Neuschnee mit den vier- und fünfjährigen Kindern zu Fuß bis zur Akademie und mittags wieder zurück. Der Vater winkt ab, sie haben Schlimmeres erlebt.
Zurzeit warten alle Syrer darauf ihre Anerkennung zu erhalten. Einigen gefällt es in Klink so gut, dass sie gerne ihre Familie nachholen und hier bleiben würden. Dann hätten die Kinder endlich die Möglichkeit eine Schule zu besuchen. Sie haben durch den Krieg schon viele Jahre Schulbesuch versäumt. Für ihre hilfsbereite Aufnahme möchten sich die Flüchtlinge in einem separaten Schreiben bedanken. Da sie noch nicht so gut Deutsch können, wurde es von ihnen in Englisch formuliert und ist zusammen mit der deutschen Übersetzung in dieser Zeitung abgedruckt.
Die Ehrenamtler von „Klink hilft“