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Eine Schlacht an der Raxa (bei Eldenburg) am 16.Oktober 955. (von Studienrat Dr. Köhler - aus 'Warener Zeitung' zwischen 1933-1938 / Dr. Köhler-ein Warener Lehrer bis nach 1945 im Schuldienst tätig, in Waren beerdigt im Familiengrab)
Eine der wichtigsten Verkehrsstraßen im Südosten Mecklenburgs zog sich seit grauer Vorzeit am Westufer der Müritz entlang bis zur Sperre beim heutigen Eldenburg. Die Überbrückung des sumpfigen Flusslaufes, unserer heutigen "Reet", hat man im Laufe der Jahrhunderte an verschiedenen Stellen versucht, die von der Natur gegeben waren, einmal dort, wo heute die Brücke über die Elde führt, dann aber auch lange Zeit, bis ans Ende des 18.Jahrhunderts (Schmettaus Karte) am Eingang in den Kölpinsee. Das Flussbett der Elde hat sonst überall Moddergrund, bei Eldenburg findet sich aber eine längere Strecke im Flussbett, die Steingrund hat. Hier haben sich auch viele starke, runde Eichenpfähle, also sicher Brückenpfosten im Grunde gefunden. Die ältere Erwähnung der Eldebrücke geschieht im Jahre 1375, aber der Übergang an dieser Stelle, der "Klinker Fuhrt", ist uralt, und hier um diesen strategischen wichtigen Platz ist in grauen Tagen der Vorzeit sicher viel Blut geflossen. Die Gunst der Überlieferung erlaubt es uns, einen dieser Kämpfe um den Eldeübergang genauer verfolgen zu können, eine kriegerische Handlung, die den großen Sachsenkaiser Otto I in den Fluren des späteren Warens sah.
Es war im Jahre 955 n. Chr. Geb. als eine wendische Erhebung, von Rethra ausgehend, Verwüstung und Tod in die sächsische Grenzmarktrug in Vergeltung der vielen Überfälle, welche die sächsische Grenzbevölkerung in wendisches Gebiet gemacht hatte. Die beiden wendischen Fürsten Stoinef und Nakko wurden beraten und aufgehetzt von zwei sächsischen Verrätern, zwei Edelleuten Wigmann und Egbert, Neffen des sächsischen Herzogs und Verwandten des Kaisers. Otto I war gerade auf dem entscheidenden Feldzuge gegen die Ungarn begriffen, deshalb dehnte sich der Aufstand bis tief in das sächsische Gebiet aus. Erst als der Kaiser selbst nach seinem Ungarnsieg auf dem Lechtfelde mit einem starken Heer erschien, kam die Bewegung zum Stehen. So groß aber war des Kaisers Zorn über die Wenden, dass er eine Friedensgesandschaft zurückwies und vordrang bis zum Flusse "Rexa". Früher verstand man alle möglichen Flussläufe, die ähnlich klangen, unter dieser "Rexa", man muss daran denken, dass "rzeka" noch heute polnisch "Fluss" heißt, und dass deshalb mit dem Namen "Raxa" nichts Bestimmtes über die Örtlichkeit gesagt wird, da jeder Flusslauf Reek, Recknitz, Rögnitz usw. heißen kann. Aus der Beschreibung der Örtlichkeit nun, die der Chronist, der sächsische Mönch Widukind von Corvey, gibt, zeigt sich aber, dass nur der Oberlauf der Elde bei Eldenburg gemeint sein kann, der ja noch heute plattdeutsch "der Reek" heißt. Hören wir nun, was Widukind in seiner lateinischen Chronik über die Schlacht berichtet:
"Indem der Kaiser alles verwüstete und verbrannte, führte er sein Heer durch diese Gegenden, bis er endlich, nachdem er ein Lager aufgeschlagen hatte, beim Flusse "Raxa", der wegen der Sümpfe sehr schwer zu überschreiten war, von den Feinden umzingelt war. Im Rücken wurde er durch ein Bollwerk, das stark von den Wenden besetzt war, abgeschnitten. Außerdem wurde das sächsische Heer durch Krankheit und Hunger geschwächt. Nach mehreren Tagen wurde Graf Gero an den Häuptling der Barbaren Stoinef geschickt, um ihn zur Ergebung zu überreden. So begrüßte er den wendischen Fürsten zwischen dem Sumpf und dem Flusslauf. Auf Geros Aufforderung knirschte der Slawe wie ein echter Barbar mit den Zähnen und viele Scheltworte ausspeiend verhöhnte er Gerot, den Kaiser und das ganze deutsche Heer, wohl wissend, dass es in schwerster Bedrängnis war. Nun griffen der Kaiser und Gerozu einer "Kriegslist" in der nächsten Nacht unternahm der Kaiser einen Scheinangriff, als ob er über die Raxa gehen wollte, und während Stoinef mit dem wendischen Aufgebot den Übergang verteidigte, ließ sich Gero eine Meile weit von verbündeten Wenden führen, schlug drei Brücken und zog schnell das ganze kaiserliche Heer dorthin und ging über den Fluss. Als nun die Fußtruppen der Barbareb, ermüdet durch einen längeren Umweg, ins Gefecht gingen, wurden sie von den ausgeruhten Sachsen zersprengt und auf der Flucht meist niedergehauen. Stoinef wurde auf seiner Flucht in einem Hain ereilt und von einem sächsischen Krieger namens Hofed getötet und ihm der Kopf abgehauen. Am folgenden Tag wurde das Haupt des wendischen Häuptlings auf offenem Felde aufgestellt und um ihn herum die Häupter von 700 erschlagenen Wenden: dem obersten Ratgeber des Stoinef wurden die Augen ausgestochen und die Zunge ausgerissen; so wurde er hilflos unter den Leichen zurückgelassen." - So weit Widukind.
Betrachten wir nun kritisch den Bericht des sächsischen Mönches, und nehmen wir alle Hilfsmittel in Anspruch, die uns Gelände, Sprachforschung und Geschichte geben, um hinter den Sachverhalt zu kommen, so müssen wir folgendes feststellen: Ortsnamen, die mit absoluter Eindeutigkeit den Schauplatz festlegen, sind nicht gegeben. Über den Namen "Raxa", von den Sachsen aus wendischem "rzeka" (sprich: Rscheka, mit weichem sch) mundgerecht gemacht, haben wir schon gesprochen. Der Wendenort Warne (Altwaren auf der Stätte des heutigen Ausflugortes Kamerun) wird nicht erwähnt, entweder hat es im Jahre 955 noch gar nicht bestanden, oder es war eine derart kleine Siedlung, dass er Widukind nicht der Erwähnung wert schien oder drittens, und diese Möglichkeit darf nicht verhelt werden, ist der Schauplatz überhaupt nicht in der Warener Umgebung zu suchen. So kommen wir also weiter. Aber folgende Erwägung werde uns zum Ziele führen. Wir wissen sicher dass Otto I im Jahre 955 von Magdeburg zum Sammelplatz seines Heeres nach Havelberg ging, um von hier aus ins Wendeland vorzustoßen. Wir wissen weiter, dass die uralte Straße ins mecklenburgische Wendenland am Westufer der Müritz entlang bis zum Pass von Eldenburg führte; wir kennen die verschiedenen Bezeichnungen der Elde in ihrem Oberlauf als "Eldenburger Göhrensche, Malchower und Lenzer Reek" und wissen, dass der Übergang für ein Heer mit Troß damals nur bei Eldenburg möglich war. Hier, zwischen Klink und Eldenburg muss Otto I sein Lager aufgeschlagen haben, auf den beiden Hügeln bei der heutigen Eldebrücke standen nördlich des Flusses Stoinef, südlich Markgraf Gero bei stürmischen Unterredung, während ein Teil des wendischen Aufgebotes im Rücken des sächsischen Heeres durch Anlegen eines Baumverhaues die Feinde einschloss. Aus dieser Annahme ergibt sich ohne Schwierigkeiten der weitere Verlauf des Kampfes. Der Brückenschlag Geros fand natürlich nicht etwa am Einfluss der Elde, der Reek, in den Kölpin statt; das wäre sofort von den wendischen Posten bei der geringen Entfernung bemerkt und verhindert worden, sondern Gero marschierte mit seiner Abteilung, durch ortskundige wendische Verräter geführt, in die Gegend der Malchower Reek, schlug etwa in der Mitte zwischen Malchow und Lenz seine Brücken und rückte sofort nordwärts vor. So erklärt sich auch Widukinds Nachricht, die bei Eldenburg durch den Scheinangriff Ottos hingehaltenen Wenden hätten dann, endlich hinter die Wahrheit gekommen, einen längeren Weg (nördlich um Kölpin- und Fleesensee herum) machen müssen und wären, durch die größere Marschleistung erschöpft, in den für sie unglücklichen Kampf eingetreten. Nehmen wir nun noch dazu, dass in der Nähe des Übergangspunktes Geros noch heute eine Siedlung mit dem wendischen Namen "Sparow", d.h. Kampfplatz, liegt, so ergibt sich zwangslos der geschilderte Hergang der Schlacht vom 16.Oktober 955.
Schlacht an der Raxa - aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Schlacht an der Raxa (Recknitz) fand am 16. Oktober 955 im heutigen Mecklenburg-Vorpommern vermutlich nahe der heutigen Ortschaft Pantlitz bei Ribnitz-Damgarten statt. Der Mecklenburger Historiker und Staatsarchivar Wilhelm Gottlieb Beyer (1801–1881) nennt im Gegensatz dazu dem Winkel zwischen dem Plauer See und der Lenzer Reke nordwestlich von Malchow als Ort der Schlacht.