1898 Schlossbau, Bericht der DEUTSCHEN BAUZEITUNG

aus: DEUTSCHE BAUZEITUNG / XXXVII. JAHRGANG ** No. 51 * BERLIN * DEN 27. Juni 1903. *

Schloss Klink bei Waren in Mecklenburg.
Hans Griesebach, Pastell von Max Liebermann , 1893Architekten: G r i s e b a c h (siehe Bild rechts) und D i n k l a g e in Berlin. (Hierzu die Abbildungen S. 329 und eine Bildbeilage. > in der vorliegenden Abschrift sind keine Abbildungen aus dem Text, wie "Ansicht von der Seeseite."(S. 326) und "Ansicht von der Parkseite." (S.329) sowie die Bildbeilage (unbekannt) übernommen).

Etwa 8km südwestlich von der mecklenburgischen Stadt Waren liegt auf einer Landenge zwischen dem Kölpin- und dem Müritz-See das Rittergut Klink, das vor einigen Jahren in den Besitz des Hrn. Arthur Schnitzler aus Köln übergegangen und von diesem durch den Ankauf umfangreicher benachbarter Länderreien zu einer grösseren Herrschaft erweitert worden ist. Dem Wohnbedürfniss des neuen Eigenthümers und den Erfordernissen der von ihm beabsichtigten, mit allen modernen Hilfsmitteln ausgerüsteten Wirthschaftsführung entsprachen die alten Gutsgebäude sowohl nach ihrer Einrichtung, wie auch zumtheil nach ihrer Lage so wenig, dass es am zweckmässigsten erschien, von vorn herein auf jede Umgestaltung oder Erweiterung derselben zu verzichten. So entschloss man sich, sie gänzlich zu beseitigen und einen völlig neuen Wirthschafthof sowie ein neues Herrschaftshaus zur Ausführung zu bringen. Nur mit dem letzteren, das unter den gegenwärtigen Verhältnissen natürlich als "Schloss" gestaltet wreden musste und einugen nach künstlerischen Ansprüchen errichteten, für Wohnzwecke bestimmtenNebengebäuden - sämtlich Schöpfungen der Architekten G r i s e b a c h & D i n k l a g e in Berlin - wollen die nachfolgenden Zeilen sich beschäftigen, während die zu landwirthschaftlichen Zwecken dienenden Bauten hier unberücksichtigt bleiben sollen.
Von eigenartiger Schönheit ist die Lage des Schlosses, das seinen Platz zwischen Park und Wirthschaftshof auf einer mässigen Bodenerhebung am Westufer des Müritz-Sees erhalten hat. Nach allen Seiten grossartige Ausblicke, die sich in der obersten Halle des Hauptthurmes zu einem fast den ganzen Horizont unfassenden Panorama vereinigen. Nach Süden hin Felder, Wiesen, Wälder und zwischen ihnen einzelne Ortschaften, nach Westen der Kölpin- und Fleesen-See, nach Norden über den Wellen der der sogenannten Innen-Müritz die Stadt Waren, nach Osten jenseits der hier nur 3km breiten Aussen-Müeitz ausgedehnte Kiefern-Waldungen. Nach Südosten endlich - bei nicht völlig klarem Wetter schier unabsehbar - die von Dampfern und Seglern durchfurchtete Hauptfläche des Müritz-Sees, der bei einer Ausdehnung von 138qkm unter den rings von deutschem Gebiet umschlossenen Landseen bekanntlich der grösste ist. Und auf die gleiche Entfernung, bis zu welcher der Blick von Schloss Klink reicht, wird es natürlich selbst gesehen, so dass es der beherrschende Mittelpunkt für einen ganzen Gau geworden ist - eine Stellung, die es freilich damit hat erkaufen müssen, dass es auch in erhöhtem Masse dem Angriff von Wind und Wetter ausgesetzt ist.
Von der Anlage des Baues, der nach Umfang und Masstab von jeder Übertreibung sich fern hältund vielleicht gerade deshalb um so vornehmer wirkt, weil er ersichtlich mehr den Bedürfnissen häuslicher Behaglichkeit, als denen festlicher Repräsentation Rechnung trägt, geben die mitgetheilten Grundrisse ein ausreichendes Bild. Die eigentlichen Wohnräume der Familie sind im Erdgeschoss Schloss KlinkE r d g e s c h o s s vereinigt, das man von der Parkseite her durch eine dielenartig ausgestattete Halle betritt, welche seitlich nach dem Treppenhause sich öffnet. Daneben liegen einerseits dasZimmer des Herrn, mit einem Runderker für den Schreibtisch, aus welchem man den Zugang von der Strasse wie vom Wirthschaftshofe beobachten kann, andererseits der nach der Tiefe des Hauses durchgehende Speisesaal mit der Anrichte, an welche ein kleines Rauchzimmer mit einer Loggia bzw. ein von dem Eingange zur Nebentreppe unmittelbar zugängliches Dienerzimmer sich anaschliessen. Auf der Seeseite, welcher eine breite Terasse sich vorlegt, folgen neben dem Speisesaale ein Damenzimmer, ein die Verbindung zwischen diesem und dem Herrenzimmer herstellender Salon und ein erkerartig, ausgebauter Wintergarten. Im Obergeschoss Schloss KlinkO b e r g e s c h o s s ist der der unteren Halle entsprechende Vorraum zugleich als Billardzimmerausgenutzt. Die rechte Seite wird von dem mächtigen Schlafzimmer der Herrschaft mit Vorraum, Ankleidezimmer, Bad usw. eingenommen; der Rest ist zu Fremdenzimmern ausgenutzt. Auch in dem nur von der Nebentreppe aus zugänglichen D a c h g e s c h o s s nehmen letztere den grössten Theil des verfügbaren Raumes in Anspruch, während der Rest die Kinderzimmer und ein photographisches Atelier enthält -
Mit grossem Raumluxus ist das bis unter die Terasse sich erstreckende. durch eine zweite Nebentreppe mit dem Erdgeschoss verbundene und mit einem drittenHauseingang nach der Seite des Wirthschaftshofes geöffnete KKellergeschoss Schloss Klink e l l e r g e s c h o s s ausgestattet, auf dessen Einrichtung wohl nicht näher eingegangen zu werden braucht. Die 7m breite und über 17m tiefe, aufder einen Langseite noch durch den Essplatz der Leute erweiterte Küche muss zu den Sehenswürdigkeitendes Hauses gerechnet werden.
Das Ganze ist eine mit sicherer Meisterschaft geschaffene Anlage, an der vom akademischen Standpunkte aus allerdings die Form der in dem Hauptthurm untergebrachten Räumegrtadelt werden kann. Denn sie haben diese Form nicht aus innerer Nothwendigkeit erhalten, sondern nur deshalb, weil die von dem Bauherrn zur Bedingung gemachte Gestaltung der Fassaden im Stile der französischen Frührenaissance die Anordnung eines grösseren Rundthurmes wünschenswert erscheinen liess, für den im Organismus des Baues keine passende Stelle war, dessen Innenraumaber doch nach Möglichkeit ausgenutzt werden sollte.
Abgesehen von dieser akademischen Schwäche, die natürlich aucDachgeschoss Schloss Klinkh dem Aeusseren zum Vorwurf gemacht werden kann, die bber gewiss von vielen kaum als solche empfunden werden wird, steht auch die Ausgestaltung der F a s s a d e n inbezug auf Gesamtwirkung wie auf Einzelheiten durchaus auf der Höhe der Grundriss-Bildung. Ueber einer Plinthe vin Granit-Feldsteinen sind die Architekturtheile derselben in rothem Mainsandstein ausgeführt, während die glatten Flächen des Ziegelmauwerwerkes mit rauhem Putz versehen sind. Die Dächer sind nach deutscher Art in Schiefer gedeckt.
Das I n n e r e des Schlosses ist in grosser Gediegenheit, aber ohne aufdringlichen Luxus ausgebaut. Eine trenge Einheit der Stilformen, die sich im Rahmen der Renaissance bewegen, ist dabei nicht beobachtet. Den Hauptschmuck der Räume bilden die darin enthaltenen, meist älteren Kunstwerke; doch sind Bestrebungen der "Modernen" zu ihrem Recht gekommen, da das Zimmer der Dame durch Prof. Max L i e b e r m a n n in Berlin mit einem Zyklus von Wandgemälden ausgestattet worden ist, als deren Thema etwa "das Leben des Landmannes in der Natur" bezeichnet werden kann.
In konstruktiver Beziehung ist zu erwähnen, dass sämtliche Decken massic, in Stampfbeton zwischen eisernen Doppel-T-Trägern hergestellt worden sind. Die Erwärmung erfolgt durch eine Zentrel-Heizung, dochsind in den Hauptzimmern über dies Kamine angebracht worden.
Die Gesamtkosten des eigentlichen Schlossbaues haben sich auf rd. 378 000 M gestellt. 

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